Würdevolle Gedenkstunde zum Volkstrauertag auf dem Ramlinger Friedhof

Ramlingen-Ehlershausen beging einen sehr bewegenden und würdevollen Volkstrauertag. Bei der Zeremonie auf dem Friedhof Ramlingen war in diesem Jahr ein besonderer Gast zugegen: Richard Taylor aus England.

Er ist der Sohn des einzigen Überlebenden des Absturzes eines am 27. September 1943 auf einem Kartoffelacker in der Gemarkung Ramlingen abgeschossenen britischen Bombers.

Historiker Sven Voigt, Richard Taylor und Ortsbürgermeister Wolfram Nolte (von links)

Die knapp 100 Anwesenden begrüßten ihn mit spontanem Applaus. „Mein Name ist Richard Taylor,“ begann er seine kurze Ansprache auf Deutsch und erzählte aus der Absturznacht. Sein Vater Robert konnte sich in letzter Sekunde vor dem Aufschlag mit einem Fallschirmsprung retten, landete in einem Baum und brach sich dabei ein Bein. Der Sohn erinnerte: „Ein Bauer und seine Frau kümmerten sich um ihn.“ Der junge britische Soldat war vom Schicksal seiner sieben Kameraden traumatisiert, die alle ums Leben gekommen waren. Richard Taylor berichtete weiter von der Ramlinger Bauernfamilie: „Um ihn zu beruhigen, gaben sie ihm ein Glas Schnaps.“ Sein versöhnliches Fazit: „Sie zeigten meinem Vater Güte und Menschlichkeit. Dafür bin ich ihnen dankbar.“

Sven Voigt, Ortsratsmitglieder und Historiker, hatte zuvor die von ihm recherchierten Ereignisse jener Nacht ausführlich vorgetragen. Sein Vortrag ist in dem diesem Bericht angefügten pdf nachzulesen.

Torsten Carl und Birgit Meinig legen für den Ortsrat einen Kranz nieder

Ortsbürgermeister Wolfram Nolte hatte alle Anwesenden, besonders Richard Taylor, begrüßt. Nolte gab einen historischen Abriss zur Geschichte dieses Gedenktages und nannte es moralische Pflicht, aller Opfer des 1. und 2. Weltkrieges und des Nationalsozialismus zu gedenken: „Die Bedeutung dieses Tages ist aktuell und erschreckend greifbar.“ Der vom Ortsrat an dem Mahnmal mit den Namen der Kriegsopfer aus unserem Dorf niedergelegte Kranz müsse auch „für den Frieden in Zukunft stehen.“ Der Ortsbürgermeister betonte die Generationenaufgabe, Zivilcourage, Menschlichkeit und Nächstenliebe an Kinder und Enkelkinder weiterzugeben als Grundlage für mehr Frieden in der Welt: „Ich denke, es ist die Zuversicht und die Hoffnung, die wir an den Volkstrauertag binden müssen.“

Mit einem Spalier aus Friedens-Tafeln begrüßen die Konfis Besucherinnen und Besucher auf dem Friedhof

Nolte dankte der Freiwilligen Feuerwehr Ramlingen-Ehlershausen und dem Feuerwehrmusikzug für die Mitgestaltung der Zeremonie. Ebenso den Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Ramlingen, Ehlershausen und Otze. Sie haben sich mit Diakonin Wanda Gödecke mit den Themen Volkstrauertag, Krieg und Friedensarbeit beschäftigt. Im Ergebnis gestalteten sie den der Zeremonie vorausgehenden Gottesdienst in der Ramlinger Kapelle mit. Auf dem Friedhof forderten sie mit einem Schilder-Spalier Frieden für aktuelle Kriegsregionen wie Israel und Palästina, Ukraine, Jemen, Syrien usw. In der Zeremonie erinnerten sie in Worten an alle Opfer aktueller und früherer Kriege.

Die Konfirmandinnen und Konfirmanden sprachen am Denkmal auf dem Ramlinger Friedhof

„Kommen Sie gut und in Frieden nach Hause,“ verabschiedete Nolte alle Anwesenden im Namen des Ortsrates. Richard Taylor nutzte den Tag noch, um von Sven Voigt begleitet den Ort des dramatischen Kriegserlebnisses seines Vaters in Frieden kennen zu lernen.

 

Eine Geschichte zum Volkstrauertag am 19.11.23

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Autor: Winfried Leinweber

Redakteur, begeistert von und für Ramlingen-Ehlershausen. Hier ehrenamtlich aktiv für den Dorfverein. Ich lebe gerne hier und freue mich über alle, die dabei sind auf LandNews und im DorfFunk.